Es ist ein Kreis, der sich schließt. Vor über 20 Jahren habe ich meiner Mama ihren ersten Hund geschenkt.

Und nun habe ich von ihr die Tinka bekommen. Seit sie die kleine Appenzeller Sennenhündin im September 2008 zu sich geholt hat, waren wir am diskutieren, dass dies doch nicht der richtige Hund für sie sei, und dass sie ihr doch besser einen anderen guten Platz suchen soll. Bis Silvester wollte sie sich entscheiden. Dieser Entscheidung hat sie sich dann kurzfristig und völlig überraschend entzogen und sie uns überlassen, weil sie ganz unerwartet verstorben ist.

tinkaAm 01.01.2009 nahm ich Tinka also mit zu mir, vorübergehend. In Ruhe wollte ich ihr einen guten neuen Platz suchen, und sie nicht einfach nur abschieben.
Doch je länger sie bei mir war, und je besser sich der neue gemeinsame Tagesablauf einspielte, umso weniger konnte ich mir vorstellen, sie wieder herzugeben. Und so hat sie schließlich ihr neues Zuhause gefunden: mich gibt es seither nur noch im Doppelpack. Ich denke, das ist nicht das schlechteste Schicksal. Im Grunde hat ja sowieso sie mich adoptiert, wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, wie sie gleich auf mich zukam, ohne mich wirklich zu kennen - und das will was heissen, bei einem von Haus aus Fremden gegenüber misstrauischen Appenzeller Sennenhund. Aber Tiere sind ja oft die schlaueren Menschen, und sicher hat sie in mir einen Teil meiner Mama wieder gefunden.

Zunächst hatte ich Zweifel, ob ich ihr damit wirklich einen Gefallen tue, denn ich arbeite ganztags, hatte kein Auto, nur ein Mopped, und hatte auch nur eine kleine, ganz zentrale Stadtwohnung mitten in München. Aber da verbrachten wir im Grunde eh nur den gemeinsamen Abend. Tagsüber durfte sie mit mir in die Arbeit, draußen auf dem Land, in Neufahrn. Sie durfte zwar nicht direkt mit ins Büro, aber sie hat für draussen eine Hundehütte bekommen, die sie gut angenommen hat. So durfte sie den Hof hüten, wo unsere kleine Firma eingemietet war (das Lager war ehemals der Kuhstall).... Um uns herum hatten wir lauter Felder, wo wir unsere Spaziergänge machten, gleich morgens vor der Arbeit, dann in der Mittagspause, und dann nochmal nach Feierabend.

Als erstes hab ich das Mopped verkauft und stattdessen auch das alte Auto meiner Mutter behalten. Und natürlich haben wir fleissig die Hundeschule besucht, denn wir mussten alle beide noch viel lernen.

Nach einem Jahr hab ich beschlossen, aufs Land zu ziehen. Es hat noch einmal ein Jahr mit unzähligen Besichtigungen gedauert, bis wir die passende Wohnung für uns gefunden hatten, im Erdgeschoss, mit einem kleinen Garten und wo eben auch Hunde willkommen sind. Hier haben wir nun wohl endgültig unser Zuhause gefunden.

Und dann, wieder 2 Jahre später, wurde die Situation in der Arbeit endgültig untragbar. Also habe ich beschlossen, mich selbständig zu machen, und all das zu kombinieren, was ich gelernt habe und was schon immer meine Leidenschaft war und ist: (Mode-)Design, Schneiderei, Webshop, Grafik- und Bildbearbeitung, und die Hundeerfahrung, die ich inzwischen gewonnen habe. Die Wohnung eignet sich hervorragend als Atelier. Ein Name und auch das Logo waren bald gefunden, und so gings los. Der Webshop entstand, oder vielmehr, er entsteht immer noch, die ersten Kunden sind glücklich und zufrieden. Und wir auch. Wir haben viel Spaß zusammen, und wir arbeiten fleissig. Und wenn ich mir gelegentlich doch noch Sorgen mache, dann denke ich daran, dass wir uns von Nina Ruge („alles wird gut“) quasi den persönlichen Segen geholt haben, und dass unsere Mama uns sicher ein ganz besonderer Schutzengel sein wird. Ich bin mir sicher, dass sie es auch so gewollt hätte.